Für die Soziologie Pierre Bourdieus kann die aufmerksame Hinwendung sowohl zu ungleichen Ressourcenverteilungen, wie auch zu vermeintlich unscheinbaren Routinen als charakteristisch gelten. Selbstverständliche Alltagsroutinen verteilen und reproduzieren Privilegien oder Geschlechterverhältnisse, vererben Bildungserfolge wie Großkonzerne oder das verwiesen sein auf sozialstaatliche Transferleistungen, stellen biographische Weichen oder prägen Gesundheit und Lebenserwartung, sie erkennen ganze Lebensstile anhand weniger Merkmale schon in der kurzen Sekunde einer schnellen Begrüßung. Im Seminar sollen anhand jüngerer biographischer Literaturpassagen die grundlegenden Theoriekonzepte erarbeitet werden, die Bourdieu zu Untersuchung solcher Prozesse des praktischen Alltagsgeschehens vorgeschlagen hat. Es verfolgt das Ziel diese Soziologie entlang der Frage nach Kontinuität und Wandel sozialer Regelmäßigkeiten für die Praxis der Sozialen Arbeit fruchtbar zu machen. Weil dabei biographische Erfahrungen auf allen Ebenen das Wahrnehmen, Denken und Handeln imprägnieren können, ist zur Vertiefung ein Besuch des parallelen Seminars 18.3 zu ‚Herkunft – Entwicklung – Bildung: Prävention und Partizipation‘ bei Susan Geideck sehr empfehlenswert.
- Dozent/in: Winfried Köppler